>> Zeittafel Geschichte Hornaus

Ein kurzer geschichtlicher Streifzug durch Hornau

von Reinhold Reuss (Text basiert auf der Zeittafel von Dietrich Kleipa)

Auf dem Hühnerberg fand man erste Spuren der Besiedlung des südlichen Taunushangs aus der Zeit um 5.500 v.Chr. In der Gemarkung „Am Reis“ finden sich im Wald Hügelgräber aus der Hallstattzeit (achtes bis fünftes Jahrhundert v.Chr.).

Die erste urkundliche Erwähnung von Hornau (unter dem Namen „Hornowa“) stammt aus dem Jahr 874.
In diesem Jahr schenkte die Edelfrau Ruotlint der königlichen Salvatorkapelle in Frankfurt am Main, dem späteren Bartholomäusstift, 840 Morgen Land. Bis 1594 war das Stift Grundherr von Hornau und setzte etwa um das Jahr 1200 die Herren von Eppstein als Vögte ein. Das Kloster Retters besaß um 1191 in Hornau einen Weinberg sowie Äcker, Wiesen, Wald und zwei Mühlen. 1581 erfolgte der Übergang von Hornau gemeinsam mit der Grafschaft Königstein an das Kurfürstentum Mainz. Nach dem Ende des 30-jährigen Krieges 1648 hatte Hornau nur noch etwa 70 Einwohner.

Das Hofgut im Hornauer Straßenmodell um 1873

Das Hofgut Hornau rund um die alte Martinskirche um 1873 im Hornauer Straßenmodell, das der Verein „Bürger für Hornau“ im Jahr 2012 anfertigen ließ.

Im Jahr 1333 wird erstmals eine Adelsfamilie in Hornau erwähnt, die ein festes Haus mit Wall, Graben und Brücke bewohnte. Dieses Gebäude war die Keimzelle des späteren Hofgutes Hornau.

Von etwa 1580 bis 1812 war das Hofgut Hornau im Besitz der Herren von Lindau, der Freiherren von Bettendorf und der Gräfin Sophia von Coudenhoven.

1818 erwarb Hans-Christoph von Gagern, ein ehemaliger nassauischer Staatsminister, das Gut von einem Kaufmann aus Höchst. Während der Zeit, in der die Familie von Gagern auf dem Hofgut Hornau ansässig war, verkehrten dort die führenden Männer der jungen deutschen Demokratie. Die drei Brüder Heinrich (später erster Präsident der Deutschen National­versammlung in der Frankfurter Paulskirche), Max und Friedrich von Gagern sollen sich auf der nahen Berghöhe des Staufen das Versprechen gegeben haben, stets brüder­lich einig zu bleiben und, was auch komme, nicht zu ruhen, bis Deutschland einig sei.

 

 

 

1866 wurde das Hofgut an die nassauische Domänenverwaltung verkauft, die es als Sommersitz für die Begleitung des abgedankten Herzogs von Nassau nutzte.

1913/1914 wurden das Hofgut und der Grundbesitz, der seit 1890 von der Großherzoglich-Luxemburgischen Finanz- und Domänenverwaltung in Biebrich verwaltet wurde, aufgeteilt und versteigert.

Gefallenen-Ehrenmal auf dem Hornauer Bergfriedhof

Gefallenen-Ehrenmal auf dem Hornauer Bergfriedhof mit der Skulptur „Trauernde Mutter“.

Die Jahre des Ersten Weltkriegs von 1914 bis 1918 und des Zweiten Weltkriegs von 1939 bis 1945 waren auch für die Hornauer Bevölkerung eine schwere Zeit. Viele junge Männer fielen, wurden vermisst oder kamen verwundet aus dem Krieg zurück. An sie erinnert das Ehrenmal auf dem Hornauer Bergfriedhof.

Die meisten Männer gingen damals in die Farbwerke Hoechst, viele betrieben nebenher noch eine kleine Landwirtschaft als so genannte „Fünf-Uhr-Bauern“. Es gab damals aber auch noch einige Haupterwerbs-Landwirte im Ort.

1957 begann die Farbwerke Hoechst AG mit dem Bau der Siedlung in Hornau, in der viele Familien eine Wohnung fanden, die vorher in sehr beengten Verhältnissen gelebt hatten.

Die Infrastruktur im Ort wurde ausgebaut, Straßen erhielten anstatt des berüchtigten „Hornauer Pflasters“ eine Asphaltdecke, Häuser bekamen einen Gasanschluss.

Ein besonderes Ereignis in dieser Zeit war der Bau der neuen St. Martinskirche, die 1952 feierlich eingeweiht wurde. Einige Jahre später wurde der neue Kindergarten eröffnet.

Mit dem steigendem Wohlstand kam auch der Wunsch nach einer besseren Wohnungseinrichtung auf, was den Schreinereien und Möbelfabriken in Kelkheim viele gute Aufträge bescherte. Die Möbelindustrie war ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in Kelkheim. Kelkheimer Möbel waren — und sind nach wie vor — ein Garant für hohe Qualität.

Waren die 1950er Jahre in Hornau — wie überall — geprägt vom Wiederaufbau und dem raschen Fortgang des Wirtschaftswunders, konsolidierten sich die Verhältnisse in den 1960er-Jahren. Während es in den 1950er-Jahren in Hornau nur wenige private PKW gab, war das zehn Jahre später schon keine Seltenheit mehr, auch Mopeds und Motorräder kurvten über die Hornauer Straßen, die allerdings dem wachsenden Verkehr nicht immer gewachsen waren.

Eher bescheiden im Vergleich zu heute waren die Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung: Kino, das Fußballspiel am Sonntag und vor allem die jährliche „Kerb“ boten Abwechslung nach einer langen Arbeitswoche.

Es gab so gut wie keine Arbeitslosen, da vor allem die Bauwirtschaft boomte. Viele Landwirte verkauften Ackerland und legten ihr Geld in Hausbesitz an. Unter anderem erfolgte damals die Bebauung der Adolfshöhe.

Bis in die 1970er-Jahre kannte die Entwicklung nur eine Richtung: nach vorne! Dies zeigte sich im Bau neuer, moderner Häuser, einer weiter verbesserten Infrastruktur und auch in der Tatsache, dass immer mehr Kinder eine höhere Schule besuchen konnten, was in den Jahrzehnten vorher eher die Ausnahme war. Das Leben pendelte sich auf einem recht hohen Niveau ein, das im Großen und Ganzen über die 1980er und 1990er Jahre bis heute erhalten blieb. Wünschen wir uns, dass es auch in Zukunft so sein wird!

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