Die Gagern in Hornau

Ein Überblick von Stadtarchivar Dietrich Kleipa

Die Freiherren von Gagern besaßen von 1818 bis 1866 das ehemalige Hofgut in Hornau und haben den Namen unseres Ortsteiles weit über unsere Heimat hinaus bekannt gemacht.

Hans Christoph von Gagern

Hans Christoph von
Gagern (1766—1852)

Charlotte von Gagern

Charlotte von Gagern
(1776—1851)

Hans Christoph von Gagern (1766-1852) erwarb das im Besitz des Herzogtums Nassau befindliche Hofgut als Familien- und Alterssitz. Hier lebte er fortan mit seiner Ehefrau Charlotte von Gagern (1776-1851), nachdem er sich im Alter von 52 Jahren aus seinen früheren Ämtern als leitender Minister und Oberster Richter des Fürstentums Nassau-Weilburg, Staatsrat des Königs der Niederlande beim Wiener Kongress und Gesandter Luxemburgs beim Reichstag in Frankfurt zurückgezogen hatte. Er beschäftigte sich aber weiter mit literarischen Arbeiten über Vergangenheit und Zukunft der Nation und pflegte Kontakte zu vielen bekannten Persönlichkeiten. Freiherr vom Stein soll beispielsweise mehrfach Hans Christoph von Gagern auf dem Gagerngut besucht haben.

Hans Christoph von Gagern und seine Ehefrau Charlotte ruhen in einem Familiengrab auf dem Hornauer Bergfriedhof in der Grabstättenanlage der Gagern und der mit ihr verschwägerten Familie der Freiherren von Breidbach-Bürresheim.

General Friedrich von Gagern

Friedrich von Gagern
(1794-1848)

Heinrich von Gagern

Heinrich von Gagern
(1799—1880)

Den Spuren des Vaters folgten drei der Söhne und traten in den Staats- und Militärdienst oder auch in die Diplomatie ein.

Der älteste Sohn Friedrich von Gagern (1794-1848) schlug die ihm vom Vater vorgezeichnete Offizierslaufbahn ein. In österreichischen und niederländischen Diensten nahm er an mehreren Schlachten gegen Napoleon teil. Als General fiel er 1848 in einem Gefecht mit republikanischen Freischaren an der Scheideck in Kandern. Sein Grab, ein Granitblock mit Schwert und Eichenzweig, darauf ein griechischer Helm, befindet sich ebenfalls auf der Grabstättenanlage der Gagern in Hornau.

Maximilan von Gagern

Max von Gagern
(1810—1889)

Der bekannteste Sohn der Familie ist Heinrich von Gagern (1799-1880). Er war Präsident der Nationalversammlung von 1848 in der Frankfurter Paulskirche und weilte nur gelegentlich zu Besuch in Hornau. Er lebte auf seinem Gut in Monsheim bei Worms und ist in Darmstadt begraben.

Der jüngste der „drei politischen Brüder“, Maximilian von Gagern (1810-1889), Jurist, Hochschullehrer und Diplomat, wohnte nach seiner Heirat mit Franzina Lambert im Jahr 1833 längere Zeit in Hornau. Nach dem Tod des Vaters im Jahr 1852 erbte Max das Hofgut und verkaufte es 1866 an den Herzoglich Nassauischen Domänenfiskus.

Auf den Spuren der Gagern

Gagerngräber

Die Gagerngräber auf dem Hornauer Bergfriedhof.

Gagernhof um 1950

Der Gagernhof um 1950.

Die Fuchshöhle um 1912

Die Fuchshöhle, auch Gagernhöhle genannnt, um 1912 auf einer Ansichtskarte.

Das Gesindehaus des ehemaligen Gagernhofgutes, die Gagernhöhle (im Volksmund auch „Fuchshöhle“ genannt) im Norden Hornaus am Liederbach gelegen, besonders jedoch die Grabstättenanlage auf dem Hornauer Bergfriedhof mit den elf Grabmalen, in denen sechzehn Angehörige der Familie und der mit ihr verschwägerten Familie der Freiherrn von Breidbach-Bürresheim ruhen, vergegenwärtigen die Geschichte der Adelsfamilie in unserem Ortsteil.

Bekundet wird dies auch durch die in den Jahren 1997/98 in der Rotlintallee, auf einem ehemaligen Grundstück des Hofgutes, neu angelegte Gagernanlage mit den dort aufgestellten zwölf Findlingssteinen. Erinnert wird an Hans Christoph Freiherr von Gagern, seine Frau Charlotte und ihre 10 Kinder, von denen die Söhne Friedrich, Heinrich und Maximilian als Vorkämpfer für den Liberalismus bekannt wurden.

Der Name Max-von Gagern-Schule, die Straßen Gagernring und Charlottenring und das Bild der Frankfurter Paulskirche mit der Jahreszahl 1848 auf einer Hausfassade in der Nähe des Hornauer Bahnhofes weisen ebenfall auf das Leben und das Wirken der Familie hin.

Ein Streifzug durch den Ortsteil über das im September 2010 eingeweihte Teilstück des Gagernweges wird ebenfalls empfohlen. An fünf Stationen wird auf Informationstafeln die Familiengeschichte der Adelsfamilie ausführlich beschrieben. Biografien der vier männlichen Mitglieder geben zudem Aufschluss über deren politisches Wirken.

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